Wie funktioniert eine Zusammenarbeit von Mittelstand und Startup wirklich?
Die Zusammenarbeit von Startups und mittelständischen Unternehmen ist relevant für eine innovative Wirtschaft. Auch in der derzeitigen Krisensituation kann es zu Lösungen von neu aufkommenden Problem führen, indem sich mittlere Unternehmen mit den ideenreichen Köpfen der Gründerwelt zusammentun und hören, welche Lösungen zur Optimierung diese bieten können. Im Gegenzug profitieren Startups von der Präsenz und dem Netzwerk der etablierten Unternehmen. Doch wie kann man dies umsetzen? Wie bekommen beide Parteien in der Zusammenarbeit die Möglichkeit erfolgreicher zu werden? Und wo liegen Herausforderungen, die überwunden werden müssen? Der Digital Hub Cologne hat in der Wirtschaftsregion Köln nachgefragt, wie der Mittelstand und die Startups zusammenarbeiten.
Der Digital Hub Cologne hat seine Mittelstandsinitiative „DHC Werkstatt“ ins Leben gerufen, um den mittelständischen Unternehmen genau bei diesen Fragen mit den richtigen Antworten zu helfen. Wir begleiten die Unternehmen in der Wirtschaftsregion Köln bei der Digitalisierung – und dazu zählen im Kern die Startups am hiesigen Wirtschaftsstandort. An vorderster Stelle steht dabei die Frage nach den Faktoren, wie solch eine Zusammenarbeit gut funktioniert und beide Seiten mit Erfolg profitieren können. Bereits vor einigen Tagen hat Alexander Mahr, Gründer von Stryber, in einem Beitrag der WirtschaftWoche die verschiedenen Acceleratoren-Programme von Unternehmen in ein dunkles Licht gestellt: solche Startups seien nur dazu da, um Manager zu bespaßen.
Wir vom Digital Hub Cologne folgen einer anderen Meinung, mit der wir in der Wirtschaftsregion Köln nicht alleine sind. Gerdy Schmidt-Meuter, Organisationsentwicklerin Mittelstand beim Digital Hub Cologne, betont die Wichtigkeit der Basis, wie Impulse von Startups für Unternehmen und wiederum miteinander für den gemeinsamen Erfolg genutzt werden sollten. Die Verantwortung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit liegt bei beiden Akteuren zu gleichen Teilen. Impulse von erfahrenen Bestandsunternehmen sind für clevere, andersdenkende Startups sehr wertvoll und sinnig.
„Auch ein Startup ist in der Lage, sich nicht zum ‚Bespaßer‘ degradieren zu lassen. Ich erlebe selbstbewusste, kluge Kooperationen auf beiden Seiten. Das darf Spaß machen, aber es braucht keinen Clown“, erklärt Gerdy Schmidt-Meuter. Im Kern geht es bei jeglicher Zusammenarbeit um die Herangehensweise, um genau diese Zusammenarbeit zwischen Mittelstand und Startup funktionsfähig zu machen. Hierzu bedarf es eine gut überlegte Strategie und die Bereitschaft auf beiden Seiten, damit Innovation stattfinden kann und weiterentwickelt wird. Dies sei ausschlaggebend, um auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben.
„Beide Seiten können nicht nur unternehmerisch viel voneinander lernen, sondern gerade Startups können mit ihrem häufig hohen Innovationsgrad etablierten Unternehmen dabei helfen, die Schwelle zu weiteren und besseren Digitalisierung von Prozessen, Geschäftsmodellen und Produkten besser zu meistern. Sprich sie können KMU beim ‚innovieren‘ gut helfen“, betont Alexander Hoeckle, Geschäftsführer International und Unternehmensförderung von der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK Köln). Nach seiner Ansicht sei es eindeutig von Vorteil, dass beide Seiten von einer Kooperation gewinnen können. Aber gleichermaßen sei es nachteilig, wenn trotz einer passgenauen Möglichkeit der Zusammenarbeit leider häufig noch zu viele mentale Barrieren auf beiden Seiten existierten.
„Es muss nicht immer gleich der nächste digitale Quantensprung sein, wenngleich Deep Tech-Innovation immer ein Ziel sein sollte“, zeigt sich IHK-Vertreter Alexander Hoeckle davon überzeugt. Viel könne erreicht werden , wenn Prozesse schlanker und agiler werden und damit Kosten gespart und Zyklen verkürzt werden oder die Kundenansprache sowie das Kundendatenmanagement professioneller wird, um im immer härter werdenden Wettbewerb weiter bestehen zu können.
Diese Art der Kooperation zwischen Startups und dem Mittelstand sei ein absolutes Muss, um im internationalen Standortwettbewerb bestehen zu können. „Nur mit den Besten der Besten im nationalen und internationalen Wettbewerb – und das sind u.a. die, die hochinnovativ und damit gefragt sind – wird unsere Region relevant bleiben. Sowohl auf der Angebotsseite, als auch als attraktiver Wirtschaftsraum für all diejenigen, die noch nicht da sind, aber herzlich willkommen sind“, schlussfolgert Alexander Hoeckle.
Innovationsmanagement sei zu einem strategischen Erfolgsfaktor für Unternehmer geworden, bestätigt Dr. Sandra von Möller, Geschäftsführerin BÄRO gmbH & Co. KG. Wer erfolgreich in immer kürzeren Produktlebenszyklen wettbewerbsfähige Produkte auf den Märkten platziert und diese global vermarktet, kann sich langfristig behaupten. Hierzu werden Innovationen benötigt sowohl in Bezug auf Produkte als auch Geschäftsmodelle sowie Geschäftsprozesse. Um diese zu erreichen, müsse ein Umfeld geschaffen werden, was Innovation begünstigt.
„Startups, die ja zur Verwirklichung einer innovativen Geschäftsidee gegründet wurden, repräsentieren eine solche Innovationskultur“, erklärt Dr. Sandra von Möller. „Sie rütteln an Glaubenssätzen sowie an über Jahrzehnte gewachsenen Überzeugungen und eröffnen damit einen neuen frischen Blick auf das vorhandene Geschäft und die eigene Branche“. Startups stehen ihrer Ansicht nach für eine Kultur neuer Methoden und Managementansätze sowie für Vielfalt und Agilität. „Der Austausch zwischen Startups und etablierten Unternehmen ist daher sehr wichtig, sie ergänzen sich und können voneinander lernen“, lautet ihre Schlussfolgerung.
Prof. Dr. Tom A. Rüsen, Geschäftsführender Direktor des Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) und Vorstand der WIFU-Stiftung, findet eine Zusammenarbeit von Startups und dem Mittelstand ebenfalls sinnvoll: „Familienunternehmen haben mitunter eine sehr ähnliche Grundhaltung gegenüber einer unternehmerischen Initiative. Mitglieder der Gesellschafterfamilie und Gründerunternehmer können sich oftmals ‚auf Augenhöhe‘ begegnen.“
Vorteile sieht er vor allem in den Beziehungen zu Kunden und Lieferanten. Familienunternehmen haben hier oftmals bereits über mehrere Generationen bestehende Netzwerke aufgebaut, von denen ein Startup erheblich profitieren kann. Für das Familienunternehmen bestehen die Vorteile darin, völlig neue Technologien oder Perspektiven auf die Wertschöpfungskette durch das Startup aufgezeigt zu bekommen. Einen Nachteil sieht Prof. Dr. Tom A. Rüsen in einer unterschiedlichen Geschwindigkeit und verschiedenen Kulturen in den Organisationen: „Sofern die kulturellen Barrieren überwunden werden können, gibt es einmalige Kooperationssynergien. Hier Wagemut und jugendliches Experimentieren, dort Erfahrung, Netzwerk und geduldiges Kapital. Eigentlich das Beste aus zwei Welten.“ Seiner Meinung nach sei es ideal, wenn Vertreter aus der nächsten Generation der Eigentümerfamilie in die Kooperationsbeziehung eingebunden werden, um als Brückenbauer und Vermittler zwischen den Welten zu fungieren.
Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, findet die Zusammenarbeit von Startups und Mittelstand sogar essenziell für manche Betriebe. Denn Startups bringen neue und innovative Ideen für Geschäftsmodelle mit, die im Mittelstand oft undenkbar wären: „Häufig sind in diesem Zusammenhang Betriebsstrukturen das Problem, die über Jahre hinweg sehr starr geworden sind und nur wenig Flexibilität zulassen. Mittelständische Betriebe können dagegen oft mit reichhaltiger Erfahrung und Fachkompetenz glänzen. Diese Symbiose fehlt Startups häufig. Deshalb sind die Synergie-Effekte für beide Seiten enorm.“
Ein weiterer positiver Effekt seien seiner Einschätzung nach Kooperationen, denn hier können beide Seiten profitieren. Das Startup brauche für seine innovative Idee einen Produktions- bzw. Umsetzungspartner, der Mittelstandsbetrieb hingegen freue sich über einen wertvollen Kunden und Partner. Eine Nutzung unterschiedlicher Know-Hows könne außerdem viel Innovation hervorbringen. Beispielsweise der Mix aus handwerklicher Praxis und wissenschaftlicher Theorie oder das Zusammenbringen von Digitalisierung und bewährten Arbeitstechniken, gerade diese Gegensätze träfe man häufig bei Startups und Mittelständlern an. Herausforderung sähe er ebenfalls in einem Zusammentreffen von zwei Welten, die partout nicht zueinander passen und deren verschiedene Herangehensweise nicht miteinander vereinbar seien. Dies könne in Form von unterschiedlichen Digitalisierungsgraden, fehlender Agilität oder die fehlende Möglichkeit zu Anpassung sein. „Das größte Potential liegt jedoch darin, diese beiden Welten auf Dauer miteinander zu vereinen. Und zwar so, dass Betriebe in Zukunft in der Lage sind, verschiedene Philosophien zu leben und über den Tellerrand hinausschauen zu können“.
Abschließend sagt Garrelt Duin, sei die Zusammenführung von Startups und mittelständischen Betrieben extrem spannend und bräche bereits viele interessante Projekte hervor, hier würde aber noch mehr gehen. Es sei wichtig die Erfolgsgeschichten bekannter zu machen und die Zusammenführung potenzieller Partner intensiver zu unterstützen.
Die Mittelstandsinitiative des Digital Hub Cologne
In unserer Mittelstands-Initiative „DHC Werkstatt“ beschäftigen wir uns mit genau diesen Themen. Unser Ziel ist es, die Digitalisierung in der Wirtschaftsregion Köln und im nahen Umland, insbesondere für mittelständische Unternehmen, auszubauen. Hierzu legen wir besonderen Wert auf Kooperationen und Austausch zwischen Gründern und Unternehmen. Dies erfolgt in Form von Strategiefindungsprozessen, dem Blick auf bestehende Erfolgskonzepte, dem gezielten Matchmaking mit passenden Startups für mögliche Kooperationen und beispielhafte Einblicke in die Welt der Virtual und Augmented Reality, um ein breites Innovationsangebot zu liefern.
Die Herausforderung liegt bei einer Zusammenarbeit mit Startup und Mittelstand definitiv darin, dass zwei Welten aufeinander treffen, hier gilt es erst einmal diese zu vereinen. Genau hier knüpft die „DHC Werkstatt“ an, denn beim Digital Hub Cologne agieren wir als neutraler Vermittler zwischen den beiden Parteien, um das Beste für beide Seiten herauszuholen. Mit unseren Experten Thomas Bungard und Gerdy Schmidt-Meuter im Bereich Mittelstand und Anna-Lena Kümpel im Bereich Startup bieten wir die notwendige Grundlage für diesen Erfolg. Nehmen Sie jetzt Kontakt auf.
Foto Herr Duin: Copyright „HWK Köln