Für die Zukunft nach der Corona-Krise: Was muss der Mittelstand jetzt auf den Weg bringen?

Zwar befindet sich Deutschlands Mittelstand noch im Krisenmodus, doch bereiten sich die Unternehmen auf die Zeit nach Corona vor. Aber wie sind die Unternehmen für die Zukunft nach der Krise aufgestellt? Eine Analyse im Mittelstandskompass in Zusammenarbeit des Instituts für Wirtschaft Köln und der Steuerberatungsgruppe ETL kommt zu einem alarmierenden Ergebnis. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen sollten langfristig in die Digitalisierung investieren, damit ihre Geschäftsmodelle die Coronakrise überstehen können.

Der Digital Hub Cologne empfiehlt vor allem kleineren und mittleren Unternehmen, trotz akuter Probleme und der Konjunkturentwicklung immer den Blick nach vorn zu richten und sich für die unternehmerische Zukunft vorzubereiten. Deutschlands Mittelstand sollte sich bereits in der Pandemie mit zentralen Herausforderungen wie Ausbildung und Rekrutierung von Fachkräften, Entwicklung digitaler Produktions- und Geschäftsmodelle sowie mit nachhaltigen Geschäftsmodellen in Hinblick auf den Klimaschutz auseinandersetzen. 

Prof. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft IW, betont: „Nicht nur der deutsche Mittelstand, sondern die gesamte deutsche Wirtschaft muss dringend dabei unterstützt werden, ihre Innovationsfähigkeit und ihre Investitionskraft zu stärken, damit sie ihre zentralen Zukunftsherausforderungen bewältigen kann. Das erfordert die Fähigkeit, uns möglichst schnell an die neuen Herausforderungen anzupassen und eine Vielzahl von Risiken zu bewältigen. Dies kann gerade für kleinere Unternehmen des deutschen Mittelstandes, die sich viel agiler als Großunternehmen auf dem Markt präsentieren können, eine echte Chance darstellen.“

Die zehn Empfehlungen beruhen auf den Angaben der Unternehmen der IW-Studie und verdeutlichen: Größte Dringlichkeit haben derzeit Lösungen für den Fachkräftemangel. So geben Führungskräfte des deutschen Mittelstands auf einer Indexskala von 0 bis 100 der Sicherung von Fachkräften im Durchschnitt einen Stellenwert von 68 von 100 Punkten, Unternehmen ab 50 Mitarbeitern sogar 86 Punkte.

„Für die Bewerber wiederum ist der Bekanntheitsgrad, die Größe, der Standort und selbst der Erfolg eines Unternehmens offenbar nicht ausschlaggebend. Ohne vorausschauende und strategische Personalarbeit ist der Bedarf an Fachkräften nicht zu decken. Der Mittelstand muss in die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter, in die Angebote für digitales Arbeiten sowie in kreative Rekrutierungsmaßnahmen deutlich mehr investieren“, beschreibt Marc Müller, Vorstand bei ETL, die Ergebnisse aus dem Mittelstandskompass.

Mit Blick auf die Digitalisierung zeigt sich ein deutlich zuversichtlicheres Bild, denn wer könnte in der deutschen Wirtschaft flexibler agieren als kleinere und mittlere Unternehmen? Der Mittelstand hat im Vergleich zu großen Unternehmen und Konzernen entscheidende Vorteile: wenig Bürokratie und flache Hierarchien. Daher sollte der Mittelstand die Digitalisierung in erster Linie als Chance wahrnehmen.

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Aktivitäten im Bereich Innovation ausbauen

Erfolgreiche und weniger erfolgreiche Unternehmen unterscheiden sich vor allem in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Investitionen. Eine intensivere Auseinandersetzung mit diesen Themen ist keinesfalls trivial, sie stellen aber einen eindeutigen Angriffspunkt für wenig erfolgreiche und kleinere Unternehmen dar. Weniger komplexe und theoriebasierte Prozesse, sondern oftmals sind es bereits kleine und pragmatische Weiterentwicklungen der bestehenden Produkte und Dienstleistungen, die zwischen einem zufriedenen und einem sehr zufriedenen Kunden unterscheiden können. Außerdem können Weiterentwicklungen in diesem Bereich von kompetenten Partnern begleitet werden. Als kostengünstige Option sei hier an die Kooperation mit Universitäten oder Startups gedacht. Bei der zeitgemäßen Abwicklung des Zahlungsverkehrs können Fintechs eine wertvolle Unterstützung darstellen.

Maßnahmen zur Gewinnung von Mitarbeitern ausbauen

Ein ausreichender Bestand an Fachkräften wird in Zukunft noch entscheidender für den Unternehmenserfolg sein. Neue Rekrutierungsstrategien und Weiterbildungsprogramme müssen entwickelt werden, um die eigene Unternehmensattraktivität zu steigern. Kleinere und mittlere Unternehmen sind nun angehalten, sich diesbezüglich besser aufzustellen und neue Maßnahmen zu ergreifen. Ein Schlüssel in der zukünftigen Bindung von Fachkräften kann in der Digitalisierung liegen: Unternehmen, denen es gelingt, die eigene Belegschaft gezielt mittels digitaler Anwendungen weiterzubilden, könnten künftig weniger stark von Fachkräfteengpässen betroffen sein.

Trends im Bereich des mobilen Arbeitens erkennen

Diese Entwicklung von mobiler Arbeit muss auch in Zukunft vorangetrieben werden. Kleine und weniger erfolgreiche Unternehmen müssen sich in diesem Punkt selbst herausfordern und neu strukturieren. Zudem wird die Relevanz von Kenntnissen über die Nutzung von digitalen Tools zur Zusammenarbeit über räumliche Distanzen noch nicht von allen Unternehmen hinreichend anerkannt. Ihr Stellenwert innerhalb der digitalen Kenntnisse wird zukünftig noch weiter steigen und sollte demnach innerhalb der Belegschaft ausreichend vorhanden sein. Unternehmen sollten die Nutzung von mobilem Arbeiten von der Tätigkeit und nicht nur von der Position der Mitarbeiter abhängig machen. Unternehmen, die flexibel Homeoffice gewähren, wenn dies die betrieblichen Abläufe nicht beeinträchtigt, genießen eine höhere Attraktivität. Durch die Verfügbarkeit von mobilem Arbeiten vergrößern die Unternehmen ihren Umkreis und damit die Anzahl an verfügbaren Fachkräften.

Chancen von Plattformen in der Lieferkette erkennen und nutzen

Das Geschäftsmodell der weltweit erfolgreichsten und wertvollsten Unternehmen lässt sich oftmals dem Bereich der Plattformökonomie zuordnen. Diese Unternehmen haben sich vor allem aufgrund von Netzwerk- und Skaleneffekten zu marktbeherrschenden Plattformkonzernen entwickelt. Viele mittelständische Unternehmen haben Plattformen noch nicht als ernst zu nehmende Beschaffungs- und Vertriebskanäle wahrgenommen. Mehrheitlich wird für die Zukunft sogar eine stärkere Bedeutung von klassischen Kanälen erwartet. In diesem Bereich sollten die kleinen und mittelständischen Unternehmen alarmiert sein: Plattformen neigen zu monopolähnlichen Strukturen, die sich im Nachhinein auch mit gesetzgeberischer Kompetenz kaum noch aufbrechen lassen. Hier aus technischer Perspektive nicht den Anschluss zu verlieren erscheint für den deutschen Mittelstand damit genauso wichtig wie eine systematische Analyse der eigenen Lieferkette, um mögliche „Schlupflöcher für Plattformangreifer“ entweder zu schließen oder aber selbst zu nutzen.

Ein digitales Mindset entwickeln

Digitalisierung erfordert von den Unternehmen eine höhere Flexibilität als bislang. Gerade für kleinere und mittelständische Unternehmen kann das von großem Vorteil sein, da keine  verkrusteten Strukturen oder angestammten Hierarchien erst überwunden werden müssen. Gute Ideen können sich zudem einfacher durchsetzen, wenn die Kommunikation wie in den meisten mittelständischen Unternehmen direkt und auch persönlich erfolgt. Dabei sollte die Digitalisierung nicht in erster Linie als Bedrohung wahrgenommen werden, sondern als Chance, das eigene Geschäftsmodell zukunftssicher aufzustellen. Das Know-how, die Fantasie und die Kreativität der gesamten Belegschaft sollten in diesen Prozess intensiv eingebunden werden.

Neue Technologien für den Mittelstand

Welche konkrete Technologie für das individuelle Unternehmen sinnvoll erscheint, lässt sich nicht als Patentrezept präsentieren. Denn die Nutzung digitaler Technologien ist kein „Selbstläufer“ und begründet erst dann einen Unterschied zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen, wenn diese neuen Technologien geschickt mit dem alten Geschäftsmodell verwoben sind oder ein ganz neues Geschäftsmodell begründet wird. Eine Warnung soll für alle kleineren Unternehmen mit wenig Marktmacht aufgestellt werden, die in engen Lieferanten- oder Abnehmerbeziehungen zu Großunternehmen stehen: Letztere setzen neue Technologien deutlich häufiger ein als kleine und mittelständische Unternehmen und können aufgrund ihrer Marktmacht zugleich die Nutzung einer spezifischen Technologie über die gesamte Lieferkette einfordern.

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Digitalisierung und Individualisierung

Die Digitalisierung von Produktionsprozessen erlaubt es heutzutage, Produkte und Dienstleistungen immer genauer an individuelle Kundenbedürfnisse anzupassen. Diese Entwicklung lässt sich selbst in der industriellen Fertigung beobachten: Fabbing, auch als Rapid Prototyping bekannt, bezeichnet das Ausdrucken von Gegenständen mittels 3D-Drucker. Das birgt gerade für kleinere und mittelständische Unternehmen eine Gefahr: Sollten Großunternehmen über 3D-Druck-Technologien die Manufakturproduktionsweise des klassischen Mittelstandes erfolgreich imitieren, so dürfte sich der Wettbewerb zwischen kleinen und großen Unternehmen nochmals deutlich intensivieren. Gerade für die kleineren Unternehmen leitet sich daraus die Botschaft ab, dass der digitalisierungsbedingte Megatrend einer zunehmenden Individualisierung online oder offline aktiv angegangen werden muss. Je nach verfolgtem Geschäftsmodell sollte dem Kundenbedürfnis nach individueller Ansprache und individuellen Produkten „offline“ und vor allem „vor Ort“ begegnet werden.

Digitale Entwicklung mit realistischen Zielen und agilem Vorgehen

Jede Initiative sollte mit realistischen Zielsetzungen hinterlegt werden – daran scheint es derzeit noch im Mittelstand zu mangeln. Die Abgrenzung kleinerer Arbeitspakete kann hier eine wirkungsvolle Maßnahme sein, um einen realistischeren Blick auf die erreichbaren Ziele zu erhalten. Weil in kürzeren Zyklen die Informationslage und Zielerreichung bewertet wird, kann Fehlentwicklungen schneller gegengesteuert werden. Damit ist nichts anderes als „agiles Arbeiten“ angesprochen. Größere Unternehmen mussten in den vergangenen Jahren viel Zeit, Geld und Geduld investieren, um agile Methoden im eigenen Unternehmen nicht nur zu installieren, sondern auch mit Leben zu füllen. Diesen Aufwand müssen kleinere Unternehmen oftmals nicht betreiben. Ein Wettbewerbsvorteil, der ausgespielt werden kann.

Kommunikationsfähigkeit – eine unterschätzte Schlüsselkompetenz in der Digitalisierung

Vor allem auf das eigene Team kommen aufgrund der Digitalisierung erhebliche Umwälzungen zu. Diese neuen Anforderungen erstrecken sich aus fachlicher Sicht aber weniger auf direkte Digitalkompetenzen, wie etwa die Beherrschung einer bestimmten Programmiersprache. Vielmehr ergeben sich deutlich steigende Anforderungen im Bereich der Soft Skills. Viele dieser von den befragten Unternehmen als notwendig eingestuften Soft Skills zielen aber vor allem auf die internen Arbeitsbeziehungen, -strukturen und -prozesse. Erst auf dem fünften Platz der zukünftig bei Fachkräften wichtigen Kompetenzen folgt die Kommunikationsfähigkeit, die den Fokus auch auf externe Stakeholder des Unternehmens lenkt, wie etwa Kunden, Lieferanten, Öffentlichkeit, Kooperationspartner, Wettbewerber und Konkurrenten, Aktionäre und Banken. Durch die Digitalisierung verändert sich damit also nicht nur die Art und Weise, wie intern im Unternehmen kommuniziert wird. Durch die Digitalisierung werden auch jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter im eigenen privaten und beruflichen Umfeld zu einem „Botschafter“ des eigenen Unternehmens – und sollte für diese neue Rolle sensibilisiert werden.

Proaktives Handeln in Bezug auf klimafreundliche Technologien

Marktveränderungen mit disruptivem Potenzial erfordern proaktives unternehmerisches Handeln mit innovativen und kreativen Lösungsansätzen. Besonders erfolgreiche Unternehmen haben die Wichtigkeit von Klimaschutz bereits erkannt und sind aufgrund bereits getroffener Maßnahmen besser für die Veränderungen im Rahmen der Klimaschutzbewegung gewappnet. Dennoch dürfen auch diese Unternehmen sich nicht auf ihren bereits erlangten Erfolgen ausruhen und sollten die Transformation bis hin zu einem nachhaltigen und ökologischen Wirtschaftssystem weiter vorantreiben. Weniger erfolgreiche Unternehmen sehen durch Klimaschutzmaßnahmen das eigene Geschäftsmodell bedroht und befürchten, bestehende Produkte würden an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. In diesem Fall sollten solche Produkte weiterentwickelt oder gänzlich neue Produkte entworfen werden. Dies kann beispielsweise durch Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung und wiederum durch die Digitalisierung beschleunigt werden.

Was können Sie für Ihr Unternehmen tun?

Durch eine gezielte Investition in die Digitalisierung kann der deutsche Mittelstand seine starke wirtschaftliche Position sichern – gerade in Krisenzeiten sollte nach vorne geblickt und nicht am Status Quo festgehalten werden. Daher unterstützt der Digital Hub Cologne mittelständische Unternehmen der DHC Werkstatt beim fokussierten Einstieg in die Digitalisierung. Mit dem richtigen digitalen Mindset und einer passenden Digitalisierungsstrategie kann der Mittelstand der Digitalisierung mit erhobenen Kopfes begegnen.

Unsere Mittelstandsinitiative „DHC Werkstatt“ hilft kleinen und mittleren Betrieben, ihren Digitalisierungsgrad zu identifizieren und neue Methoden für die Entwicklung einer eigenen Digitalstrategie und von digitalen Geschäftsmodellen kennenzulernen. Das durch den Digital Hub Cologne vermittelte Methodenwissen befähigt Unternehmerinnen und Unternehmer dazu, ihre Firmen für eine digitale Zukunft zu rüsten und ihr gesamtes Team auf den digitalen Erfolgskurs zu bringen.

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